Sind Sie Website- und Onlineshop-Besitzer?
Dann steht Ihre Online-Präsenz vor der größten Veränderung seit der Erfindung von Google. Während Sie sich noch auf das klassische SEO (Suchmaschinenoptimierung) konzentrieren, das (grob) auf Keywords, Backlinks und Top-10-Rankings in Google basiert, verändern Künstliche-Intelligenz-Tools wie ChatGPT und die AI Overviews von Google (der neue „KI‑Modus“) schon massiv die Art und Weise, wie Menschen Informationen suchen.
Mit der KI ändert sich nämlich nicht nur die Technik, sondern auch ihre Nutzung. Potentielle Besucher und Kunden nutzen KI zur Entscheidungsfindung – also etwas anders, als sie Suchmaschinen nutzten: Statt früher nur Suchmaschine – jetzt „KI-Entscheidungsturbo“. Das verändert die „Kundenreise“ und die Rolle Ihrer Website/Ihres Shops im Marketing-Trichter („Funnel“).
1. Das Ende der „Zehn Blauen Top-10 Links“
Die klassische Logik der Suche, bei der Sie zehn blaue Links von Webseiten als Suchergebnisse erhalten haben, wird in ihrer jetzigen Form wahrscheinlich nicht mehr lange existieren. Google hat bereits reagiert und die AI Overviews eingeführt. Das bedeutet, dass die Nutzer anstelle einer Linkliste eine von KI generierte, direkte Antwort auf ihre Frage erhalten.
Aktuelle Tests von Google zeigen, wie schnell sich dies konkretisiert:
- Der Austausch der Definition Box / Knowlewdge Box: Google testet derzeit, die traditionellen, kurzen „Definition Boxes“ am Anfang der Suchergebnisse durch die AI Overviews zu ersetzen. Anstatt nur einer knappen Erklärung bietet die KI nun eine umfangreichere, tiefere Zusammenfassung mit mehr Kontext, Erklärung oder Differenzierung. ToDo: Waren Sie bisher darauf angewiesen, in diesen Boxen aufzutauchen, müssen Sie Ihren „Definitions-Content“ jetzt überarbeiten und anpassen, indem Sie mehr strukturierten Tiefgang hinzufügen.
- Der Endlos-Scroll auf mobilen Geräten (Android und iOS): Google experimentiert außerdem mit einem Endlos-Scroll-Feed in Google Discover. Das Erlebnis ähnelt dem Scrollen in sozialen Medien (wie TikTok oder Instagram Reels). Für Sie als Content-Ersteller bedeutet dies: Es wird zwar mehr Content sichtbar gemacht, aber die Klickraten könnten sich verdünnen.
Die Nutzer stellen heute außerdem viel längere, spezifischere Fragen direkt an Chatbots und KI-Systeme, anstatt nur kurze Keywords einzugeben. Anstatt beispielsweise nach „Steuerberater München“ zu suchen, fragen sie: „Welcher Steuerberater im Raum München ist am besten für ein kleines Unternehmen mit 50 Beschäftigten?“.
Wenn die KI diese spezifischeren Fragen direkt beantwortet, wird Ihr traditioneller Traffic (als Steuerbeter in München), der von solchen informativen Suchen stammt, tendenziell sinken – man spricht von sogenannten Zero-Click Searches.
2. Die neue Chance: Vertrauen, Autorität und Konversionen
Wer diese Veränderung – den Wechsel von SEO hin zur KI-Optimierung (KI-SEO oder AiSEO) – nicht erkennt, riskiert, langfristig Reichweite zu verlieren, selbst wenn die klassischen Google-Rankings noch gut sind.
Die gute Nachricht ist: Der Fokus verschiebt sich vom reinen Traffic-Volumen hin zur Qualität des Traffics und zu Konversionen (= getätigte Käufabschlüsse). Sprich: Der Klick auf in KI genannte Links bringt wahrscheinlich mehr Kontakte/Anfragen.
Konkret: Besucher, die über KI vermittelt werden, konvertieren (gewinnen Kunden) bis zu neunmal besser als der Traffic aus der traditionellen Suche. Das bedeutet, dass der primäre Fokus Ihrer Online-Strategie nicht mehr auf dem Verfolgen einfacher Rankings liegen sollte, sondern auf zwei neuen Zielen:
- Aufbau von Markenautorität und Vertrauen: KI-Systeme basieren nicht mehr primär auf Backlinks und Keywords, sondern darauf, wie sehr sie Ihrer Marke vertrauen. Marken, die in der KI-Sichtbarkeit erfolgreich sind, teilen genau die gleichen Merkmale wie Marken, die im traditionellen SEO erfolgreich sind: Qualität des Contents, maßgebliche Erwähnungen, echte Expertise und Reputation. Sie müssen ein digitales Vertrauens-Ökosystem aufbauen.
- Fokus auf Konversionen: Da der Traffic, der durchkommt, extrem hochwertig ist, müssen Sie Ihre Webseite und Ihre Inhalte darauf optimieren, Besucher direkt in Kunden zu verwandeln
Die neuen Regeln fordern einen Strategiewechsel hin zur Omnipräsenz (Search Everywhere Optimization). Sie müssen verstehen, dass KI die Regeln komplett neu schreibt und dass Sie jetzt schon handeln können (und sollten), um Ihre Webseite oder Ihren Onlineshop für die Zukunft vorzubereiten.
3. Kaufentscheidung vor dem Besuch Ihrer Website? Ein Beispiel
Je nach formulierter oder von der KI vermuteter Such- bzw. Nutzerabsicht des potentiellen Käufers agiert die KI anders als Googles 10 blaue Top-10-Links und verlinkt andere Seiten als Quellen (hier an einem weiteren Beispiel – potentieller E-Bike Kauf):
| Nutzerabsicht | KI-typisches Verhalten | Wahrscheinliche Linkziele / Quellen |
|---|---|---|
| 1. Information / Orientierung „welches E-Bike ist gut für 15 km Arbeitsweg?“ | KI aggregiert Reviews, Erfahrungsberichte, YouTube-Videos und Vergleichsartikel. | Blogartikel, Testberichte, Fachmagazine, Reddit, YouTube – selten Hersteller/Shops direkt. |
| 2. Kaufentscheidung wird konkreter „Cube vs. Riese & Müller im Vergleich“ | KI bezieht technische Daten, Bewertungen und Preisvergleiche ein. | Herstellerseiten (verlässliche Specs) + größere Fachhändler / Vergleichsportale (Preis & Verfügbarkeit). |
| 3. Kaufabsicht / Transaktion „wo kann ich das Riese & Müller Charger4 kaufen?“ | KI zeigt bevorzugt konkrete Kaufoptionen, Orte und Verfügbarkeiten. | Shops / Händler mit strukturierter Produkt- oder Kategorie-Seite, Preisvergleich, ggf. lokale Stores / Marktplätze. |
Die verschiedenen Berührungspunkte des Suchenden mit seinen möglichen Zielprodukten habe ich oben kursiv gesetzt. Je öfter Sie da präsent sind, desto besser für die schließliche Transaktion bzw. Conversion. Daraus wird deutlich:
- Für Nutzer in der Informationsphase erachte die KI Ihre Händler-Website noch nicht relevant. Eher Ihre Blogartikel, Ihre Forenbeiträge, Ihren Youtube Kanal
- Für Nutzer in der Entscheidungsphase zieht die KI wahrscheinlich Ihrer Site Herstellerseiten, Vergleichsportale oder größere Fachhändler-Websites vor
- Für die konkrete Kaufphase benötigen Sie dann tatsächlich eine gut gebaute, konkrete Produkt- oder Kategorieseite mit für KI klar identifizierbaren Inhalten. Gegebenenfalls wird Ihre Seite dann auch bevorzugt angezeigt, wenn Sie in der Nähe des Suchenden Ihren Laden haben.
Vier wichtige Erkenntnisse:
- Prinzipiell spielt Ihre Website / Ihr Shop in der KI-Suchlandschaft eine andere Rolle als in Zeiten der 10 blauen Links.
- Ihre Stärke spielt sie in der konkreten Kaufphase aus.
- Um in der Info-Phase neue Interessenten zu gewinnen, um diese in Ihren „Verkaufstrichter“ zu bekommen – brauchen Sie heute eine „Begleitflotte“.
- Long-Tail-Content (s.u.) ist nicht mehr „Nischenthema für kleine Suchvolumina“
Das kann je nach Ihrem Fall YouTube sein, Instagram, LinkedIn, Ihr Blog, die Beteiligung auf Foren, Zitierungen in Presse oder andere Erwähnungen und Vertrauenssignale, ggf. lokale bezogene Präsenz, und: eine möglichst starke Marke. Also:
- YouTube → Nutzersignale, Reviews, Watchtime
- Instagram/LinkedIn → Markenpräsenz, Authentizität
- Foren / Presseartikel → Trust Signals
- Blog → Long-Tail-Content, semantische Nähe
Diese Begleitflotte ist gewissermaßen der neue Vertrauensraum, aus dem KI-Modelle schöpfen
4. Der neue Suchtyp: Der Kunde trifft Entscheidungen, er sucht nicht nur
Der moderne Kunde agiert demnach nicht mehr wie ein gewissenhafter Bibliothekar, der zehn Quellen sorgfältig vergleicht. Stattdessen sind die Nutzer in erster Linie daran interessiert, schnelle Entscheidungen zu treffen.
Hier liegt der enorme Vorteil der KI-gesteuerten Suche für die Nutzer: Anstatt nur kurze Keywords einzugeben, mehrere Suchen ausführen und jeweils und zehn blaue Links durchforsten zu müssen, können wir als Online-Nutzer wesentlich klarere und spezifischere Fragen direkt an die KI-Systeme stellen: „Welches E-Bike ist gut für 15 km Arbeitsweg im Landkreis München bei 90 kg Körpergewicht und leichten Steigungen?“
Die KI dient als Turbo-Entscheidungshilfe, indem sie Informationen aus einer Vielzahl von Berührungspunkten (wie YouTube, Reddit-Threads oder Amazon-Rezensionen) in einem Moment bündelt und dem Nutzer direkt eine kuratierte, KI generierte Antwort liefert.
Für Sie als Unternehmer bedeutet dies, dass Ihr Content nicht mehr nur gefunden werden muss (Visibility), sondern Validierung durch diese KI-Systeme erfahren muss, da die Kaufentscheidung oft bereits auf diesen externen Plattformen getroffen wird. Ob Ihre Seite / Ihr Shop in den KI Ergebnissen als Quelle auftaucht, hängt davon ab, welche Art von „Vertrauenssignal“ die KI für die jeweilige Such- bzw. Nutzerabsicht („intent“) am stärksten gewichtet.
- Die KI empfiehlt nicht die Seite, die am besten rankt, sondern die Quelle, der sie am meisten vertraut, den Nutzer richtig zu beraten.
- Und sie empfiehlt Beiträge, die die gestellte speziellere Frage möglichst genau und differenziert beantworten.
Solche Beiträge können Blogbeiträge, Forenbeiträge, YouTube-Videos, LinkedIn-Artikel usw. sein.
Ein Beispiel im Zeitalter der KI-Suche:
- Ein Nutzer fragt in ChatGPT oder in Googles AI Overview: „Welches E-Bike ist ideal für 15 km Pedeln bei 90 kg Körpergewicht und leichten Steigungen?“
- Die KI analysiert in Sekunden Erfahrungsberichte u.a. aus YouTube-Reviews, Foren-Diskussionen und Amazon-Bewertungen. Eventuell auch von Blogs, wenn diese mit einer „Long Tail Keyword-Strategie“ recht genau auf auf eine solche Frage eingehen.
- Nur wenn Ihre Marke in diesen Quellen positiv erwähnt, Ihr Produkt auf mehreren Plattformen konsistent beschrieben und Ihre Website vertrauenswürdig zitiert wird, erscheint …
- … Ihr Modell in der KI-Antwort.
Ihr Content hat dann also nicht nur Sichtbarkeit, sondern wird als seriöse, verlässliche Referenz für eine Entscheidung anerkannt – die eigentliche Kaufentscheidung (im Kopf / im Entscheidungsprozeß des Suchenden) fällt dabei oft schon, bevor der Nutzer überhaupt Ihre Seite besucht.
Fazit und Bonus
Die eigentliche Kaufentscheidung ist also sehr wahrscheinlich schon in der Phase „2. Kaufentscheidung wird konkreter“ gefallen – vor dem Besuch Ihrer Website, Ihrer Shop-Produkt- oder Kategorieseite. Ihre Website kann dann im Optimalfall die Entscheidung positiv bestätigen und den Kaufprozess einladend und einfach abschließen.
Ein noch optimalerer Fall tritt für Sie z.B. auch dann ein, wenn Sie viele spezifische Fragen Ihrer potentiellen Kunden proaktiv thematisieren – im Beispiel also in Ihren Blogartikeln (und/oder Insta-Reels, YouTube-Videos, …) etwa (um beim obigen Beispiel zu bleiben) die Fragen von Pendlern zum E-Bike-Kauf seriös aufnehmen und besprechen, und diese zu Ihrem Shop oder Ihrer Händlerseite ergänzen.
- Damit sind wir aber schon bei einer Erweiterung des Themas: Bewährten Content-Strategien, wie etwa im Abschnitt „Was kleinere Unternehmen jetzt tun können“ unseres Artikels SEO/GEO: Der Praxisleitfaden 2025/2026





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