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Keywords in Domainnamen und in Seiten-URLs waren bis vor einiger Zeit ein unbestrittener Ranking-Faktor mit relativ großem Gewicht. Nach wie vor tauchen auch 2016 bei der Recherche für Kunden Keyword-Domains von Konkurrenten in den Top-10-Ergebnissen auf.

In letzter Zeit ist diese „Keyword-Doktrin“ aber ins Wanken geraten – sollte man ihr für neue Domains noch folgen? Sollte man Unterseiten mit dem Haupt-Keyword in der „SEO friendly url“ versehen? Zweifel sind berechtigt… aber nicht pauschal.

Die Zweifel sind berechtigt, denke ich. Denn Erstens verlässt sich Google wie bekannt nicht mehr allein auf das eingegebene Suchkeyword und den exakten Match mit Keyword auf Websites, sondern versucht eher das Suchinteresse des Google-Nutzers mit dem Themenfokus der Seite zusammenzubringen. Und zweitens sagt Google selbst etwa neulich (Ende Januar 2016) in Person von John Müller (Google Switzerland), dass Keywords in der URL nur einen geringen Faktor ausmachen und nicht forciert werden müssen, um Rankings zu erreichen.

„I believe that is a very small ranking factor. So it is not something I’d really try to force. And it is not something I’d say it is even worth your effort to restructure your site just so you can get keywords in your URL.“

Das Video Hangout zum Zitat ist auf Google+ Webmaster Central (in Englisch) nachzusehen. Man sollte nach John Müller also keinen verstärkten Wert auf Keywords in der URL legen. Der Rat passt damit gut zusammen, dass Google alle Faktoren, die leicht manipulierbar sind, gerne aus dem Ranking außen vor lässt, von daher ist das für mich glaubwürdig.

Vorsicht Penalty

Eine besondere Warnung speziell bei Keyword-Domains ist sogar angebracht: Wenn die Domain beispielsweise heißt „smartphone-videos-drehen.de“, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass 90% der eingehenden Links die Seite mit dem Ankertext „Smartphone Videos drehen“ oder direkt mit der Adresse smartphone-videos-drehen.de als Linktext verlinken, was auf’s gleiche herauskommt. Dann ist allerdings eine Penalty/Abwertung seitens Google zu erwarten, weil dann zu viele gleiche Link-/Ankertete existieren und diese dazu noch mit den „harten Keywords“ übereinstimmen. Besonders unangenehm dürfte dieser negative Rankingeffekt bei „Money Keywords“ ausfallen, also Keywords, über die man zahlbereite Interessenten auf Produkt-, Landing- oder Vertriebsseiten lockt.

John Müller rät im obigen Zitat von dem Aufwand ab, den eine Umstrukturierung der Website nur zu Gunsten von Keyword-Begriffen in den Seitenadressen erfordern würde. Dem würde ich zustimmen. Andererseits: Wenn eine Website bislang gar nicht mit suchmaschinenfreundlichen URLs / Dateinamen arbeitet, sondern noch Links in der Form domain-xy.de/index.php?id=345 oder auch domain-xy.de/?t=perfekte-urls aufweist, ist eine Änderung durchaus zu überlegen und mit entsprechenden Redirects wichtiger Seiten auch sinnvoll.

Was zählt sind Aussagekraft und Nutzerfreundlichkeit

Denn hier kommt der Faktor Nutzerfreundlichkeit mit ins Spiel: Wenn man mit dem Einfügen eines Keywords in die Adresse a) die Lesefreundlichkeit erhöht und b) gleichzeitig die Aussagekraft des Links für den Nutzer verbessert, dann erhöht das die Nutzerfreundlichkeit. Und das ist immer gut – solange das eingefügte Keyword in der URL zum Inhalt und Thema der Seite gut passt.

Das wichtigste Stichwort aus obigen John-Müller-Zitat ist vielleicht das Wort „force„: Er rät davon ab, ein Keyword mit Gewalt in einer URL unterbringen wollen.


Fazit:

  • Keyword-Domains (www.keyword1-keyword2.de – Exact Match Domains – EMDs) sind wegen der Anker-Text Penalty-Gefährdung mit Vorsicht zu verwenden
  • Keywords im Seiten-Alias (www.domain-xy.de/keyword1.html) können, wenn sie für den Benutzer zu Orientierung sinnvoll sind und mit dem Thema der Seite zu tun haben, ein positiver Ranking-Faktor sein. Eine Adresse mit zwei relevanten Keywords – www.domain-xy.de/keyword1-keyword2.html – würde ich heute eher mit Vorsicht verwenden.

Der Grund für eine Verwendung eines Keywords in der Seiten-URL sollte heute nicht mehr die Keyword-Anzahl oder -Dichte sein, sondern allein die Aussagekraft der URL und die Benutzerfreundlichkeit.