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Rand Fishkin schrieb vor kurzem bei moz.com einen Blogbeitrag mit dem Titel,  frei übersetzt: „Ketzerei: So sehr ändern sich Google und SEO auch wieder nicht“ (Original s.u.). Algorithmen und die Technik ändern sich zwar, so Rand, aber das  sind nur Kurskorrekturen und das eigentliche Ziel bleibt gleich. Wie bitte?

Haben wir nicht den Eindruck, Google ändert alles ständig? Sah der Mix in den Suchergebnissen nicht gestern noch anders aus?  Waren nicht bis vor einiger Zeit möglichst viele Backlinks gut, und sind sie heute eventuell schlecht? Gestern waren Keyword-Domains gut, heute sind sie es nicht mehr? Moderate Keyword-Dichte war ein wichtiger Ranking-Faktor, jetzt ist er es nicht mehr? Um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Tatsächlich scheint SEO-Arbeit ein tages-, wenn nicht stundenaktuelles Geschäft: Jeder, der SEO betreibt, macht sich täglich schlau zu aktuellen Tendenzen, Ankündigungen, Veränderungen und neuen Einsichten. Er folgt über Twitter, Google+, Blogfeeds, Analytics, diverse Dashboards und Tools  dem schnellen Puls der Branche und den Fieberkurven von Rankings und Sichtbarkeit.

Drei falsche Annahmen über SEO

Rand tritt diesem Eindruck entgegen. Er macht drei Annahmen über SEO aus, die er allesamt für falsch hält:

  1. Die SEO-Arbeit muss Änderungen tagesaktuell Rechnung tragen und diese im Detail umsetzen
  2. Algorithmus-Änderungen bei Google sind die Haupt- (und/oder einzige) Ursache, die die SEO-Arbeit verändert
  3. SEO Praktiken sollten sich immer ändern wenn ein Algorithmus-Update bekannt wird

Er begründet das damit, dass sich zwar die Algorithmen und die Technik ändern, dass dies aber nur Kurskorrekturen sind und das eigentliche Ziel das gleiche bleibt. Rand behauptet, dass die Zielrichtung der Veränderungen seit zwei Jahrzehnten die gleiche sei. In seinen eigenen Worten:

 „The algorithms… change all the time. But they are consistently going in a direction they’ve been headed in for nearly two decades. Google wants to return the best, most relevant, most trustworthy, fastest solution to searchers’ queries. Google’s definitions of  “relevant,” “best,” and “most trustworthy” almost never change*.

Natürlich verfolgt Google in erster Linie kommerzielle Interessen und verfolgt seine Geschäftsziele hart im Wettbewerb mit Facebook, Apple, Microsoft, Yahoo. Natürlich will Google möglichst viele zahlende Adwords-Kunden für sein Anzeigengeschäft. Und es mag sein, dass in Rands Argumentation der einäugige Wirtschaftspositivismus „Was für General Electric gut ist, ist auch für die Gesellschaft gut“ mitspielt.

Aber dennoch stimmt es: Was Google für relevant hält, für guten Inhalt, für vertrauenswürdig – das hat sich nicht geändert. Nur die Methoden, es zu messen.

Rand nennt das Beispiel einer Website, die im Jahr 2004 aufgesetzt wurde. Sie hatte schon damals eine Balance zu finden zwischen SEO-Anforderungen und Benutzerfreundlichkeit, zwischen dem optimalen Inhalt für Besucher einerseits und Suchmaschinen andererseits. Eine solche SEO-Strategie würde, schreibt Rand, auch heute noch funktionieren.

Eine Content-Checkliste gegen kurzatmige SEO

Rand ergänzt seinen Artikel mit einer Checkliste von „Kriterien für moderne Content-Investitionen“. Sie stammt aus einem Vortrag von August 2014. Frei übersetzt:

  • Eigener Inhalt – Erscheint sonst nirgendwo im Web
  • Relevant – Enthält Inhalte, die Suchmaschinen als thematisch zugehörig erkennen können
  • Hilfreich – Bietet eine geeignete Antwort auf die Sucheingabe des Besuchers
  • Einzigartiger Mehrwert – Bietet wertvolle, sonst nicht zugängliche Informationen
  • Benutzerfreundlichkeit – leicht und angenehm auf allen Geräten zu lesen
  • Hat das Zeug, geteilt zu werden – Regt zum Teilen und Empfehlen an – beantwortet die Frage: Wer wird diesen Inhalt weiterverbreiten und warum

Diese Checkliste, schreibt Rand, hätte auch schon 1998, 2004 oder 2010 so geschrieben werden können.

Natürlich ist klar, dass sich jeder ernsthafte SEO auf dem Laufenden halten muss über Google und den Suchmaschinen-Markt. Er muss Veränderungen beurteilen können und seine Kunden beraten.

Aber gerade an diesem Punkt kann etwas mehr Gelassenheit nicht schaden, zumindest soweit eine SEO-Strategie nach den oben aufgeführten Kriterien eingeschlagen wurde. Dann bleibt statt Aktionismus mehr Zeit für bessere Beratung und besseren Content.
Den Artikel in ganzer Länge findet Ihr auf Rands Blog bei moz.com:

Heresy: Google and SEO Don’t Actually Change that Much